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Lass Dich ins neue Jahr fallen

Gesundheit & Selbstmanagement

  • von Ram Tirta
  • 23 Mai, 2018
Von Gesundheit sprechen wir meist erst dann, wenn wir sie verloren
haben. Deshalb beginnt dieser Blog auch mit dem Heilen. Nicht nur werden
wir uns dann des Wertes der Gesundheit bewusst, manchmal geht dies
mit einer Krise einher, die uns klar macht, dass es Zeit ist, unsere
Lebensgewohnheiten zu ändern. Meistens gehen wir mit den Krankheiten
aber so um, wie es uns die Gesellschaft suggeriert: Wir wollen die
Krankheit so schnell wie möglich los werden, um uns wieder ganz den
Ablenkungen und Unterhaltungen, die das Leben bietet, zuwenden
zu können. Einerseits erzeugt dies oft Erwartungsdruck und Konflikt,
was Heilung eher verhindert. Andererseits können wir so nicht zum
Wesentlichen vordringen, von der Krankheit zu lernen und mit ihr zu
wachsen. Der Kern des Problems sind nämlich nicht die Symptome der
Krankheit, sondern die Ursachen, die dahinter stehen.

Wie entwickelt sich eine Krankheit? Wir haben den Signalen aus dem
Inneren nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, wir haben unsere
größte Verantwortung nicht angenommen, nämlich die Sorge um uns selbst.
Dies ist eine Kernbotschaft des Yoga, die ihn für das persönliche
Gesundheitsmanagement so wertvoll macht: Lenke die Aufmerksamkeit
von den Ablenkungen in die Gegenwart. Wievieles könnte mit einer solchen
Haltung vermieden werden, von der leichten Verkühlung über das Rückenleiden
bis zum Verkehrsunfall. Auch sendet der Körper oft subtile Botschaften,
bevor eine Krankheit ganz ausbricht; können wir diese Botschaften nicht lesen,
so werden wir gezwungen, nach dem Ausbruch die dann deutlicheren
Botschaften wahrzunehmen. Selbstmanagement heißt ganz einfach in sich
zu spüren und daraus Schlüsse zu ziehen. Der traditionelle Yoga dient nicht der
kurzfristigen Entspannung und Erholung, um danach wieder besser zu
funktionieren, sondern der Entwicklung und  Transformation.

Ist es nun aber zu einer Krankheit gekommen, dann hilft es, in der Krankheit
keine Bedrohung, sondern eine Erfahrung zu sehen, ihr mit Offenheit und
Akzeptanz zu begegnen. Auch dazu bildet der ganzheitliche Yoga einen Rahmen:
Durch Selbsterforschung erkennen wir unseren eigenen Beitrag zur Krankheit,
durch Praxis ohne Leistung und Ziel - anders als im Sport oder in manchen sportlich
orientierten Yogastilen - entwickeln wir Sensibilität und Akzeptanz. Wir erkennen,
dass alle Menschen Erfahrungen wie Alter, Krankheit und Tod, sowie Emotionen
wie Angst und Unsicherheit gegenüberstehen. Das Annehmen dieser menschlichen
Grundkonstanten ermöglicht es mentale Anspannungen loszulassen und
allein dadurch Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Natürlich ist es bei weitem am Besten gesund zu bleiben. Vieles liegt
allerdings nicht in unserer Hand, wir können unsere Gesundheit nicht
nach Belieben managen. Was immer möglich ist, ist unsere
Widerstandsfähigkeit durch Yoga zu erhöhen, insbesondere durch die
körperlichen und energetischen Effekte der Asanas (Körperhaltungen) und
des Pranayama (Atmenübungen) aber auch durch mentale Techniken.
Mittlerweile ist es medizinisch erwiesen, dass Yogatechniken, korrekt -
das heißt insbesondere entspannt und ruhig - ausgeführt, auf innere Organe,
Bindegewebe, autonomes Nervensystem und Hormonsystem harmonisierend
und positiv wirken. Schon nach kurzer Zeit zeigen sich durch Selbstmassage
und verbessertem Blutaustausch erste spürbare körperliche Effekte.
Im Gegensatz zum Sport geht es nicht darum Muskeln und Kreislauf
zu trainieren, sondern um eine tiefe innere Wirkung zu erzielen.

Diese Zeilen wurden vom einem Vortrag von Chögyam Trungpa inspiriert,
auf den ich von Victoria Knobloch aufmerksam gemacht wurde. Meine Dank
geht an beide.
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